Resilience
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Risiko – eh klar, oder?

Zur Frage, was aus Sicht österreichischer RaumplanerInnen Risiken und Gefahren ausmacht, habe ich von Anfang bis Mitte 2008 eine zweistufige Befragung von 62 PlanungsexpertInnen durchgeführt.

Um dabei sowohl eine Innen- als auch Außensicht auf raumplanerische Risikovorsorge zu erhalten, wurde der ExpertInnenpool aus den LeiterInnen der Landesraumplanungsabteilungen für örtliche Raumplanung sowie Regionalplanung (26 Personen), privaten PlanerInnen (18 Personen) und VertreterInnen diverser Fachplanungen sowie der Wissenschaft (18 Personen) gebildet. Die letztegenannte Gruppe umfasste dabei  10 ExpertInnen der Schutzwasserwirtschaft –  Bundeswasserstraßenverwaltung, Bundeswasserbauverwaltung (BWV) sowie der Forsttechnischen Dienstes für Wildbach- und Lawinenverbauung (WLV) – sowie 8 VertreterInnen österreichischer Forschungseinrichtungen.

Im Rahmen einer zweistufigen Quick-Delphi Befragung () konnte in der ersten Runde mit 32 Antworten eine Rücklaufquote von 52% und in der zweiten Runde mit 34 Antworten eine Rücklaufquote von 55% erzielt werden.

Welche potentiell gefährlichen Ereignisse und Prozesse sind nun aus Sicht der ExpertInnen Bestandteil der raumplanerischen Risikolandschaft?

Hierzu wurden die ExpertInnen gebeten anzugeben, welche Risiken bzw. Gefahren Handlungen der Raumplanung erfordern. In der untenstehenden Wordcloud wurden die Nennungen zu dieser Frage größenproportional zu ihrer absoluten Häufigkeit dargestellt:

Wordle_horizontal_F3-r2-abs Punkte2

Betrachtet man die thematische Spannweite der durch die ExpertInnen genannten Risiken bzw. Gefahren, fällt vor allem deren unterschiedliche ‚Qualität‘ ins Auge. Dies wird deutlich, stellt man beispielsweise die zur Rahmung von Hochwassern sowie einer ‚falschen‘ funktionalen Siedlungsentwicklung unterschiedlichen Kausalketten, Opfer- und Täterrollen sowie Verantwortbarkeiten gegenüber.

Um diesen unterschiedlichen Qualitäten näher nachzugehen, wurde  die Nennungen anhand der von Stirling vorgeschlagenen Unterscheidung zwischen Risiken, Ambiguitäten, Ungewissheiten und Unkenntnissen charakterisiert. Eine zur deren absoluten Häufigkeit flächenproportionale Darstellung der so klassifizierten Nennungen liefert damit folgendes Bild:

TreeMap F3-r3 nach Typen_web

In den “Top 10” der Nennungen dominieren dabei Risiken natürlichen Ursprungs, wie Hochwasser, Lawinen oder Muren. Danach fällt jedoch auf, dass die ExpertInnen Ambiguitäten, wie Unfällen in gefährlichen Betrieben oder einer unkontrollierten Verkehrsentwicklung, bereits als gleich bedeutsam wie das Risiko von Rutschungen einstuften. Ähnliches gilt für die durch die ExpertInnen als gleich relevant bewertete Stellung des Risikos von Steinschlägen und der Unkenntnis über die Möglichkeit einer “falschen funktionalen Siedlungsentwicklung”.

Ohne hier jetzt weiter auf Details dieser Klassifikation eingehen zu wollen, erscheint klar, dass das Label “Risiko” als Sammelbegriff für alle nicht mit Sicherheit vorhersagbaren Phänomene wohl zu weit gefasst sein dürfte. Diese Aussage qualifiziert sich oberflächlich nur für einen Platz auf der Spendenliste für das Phrasen-Schwein. Ähnliches kennt man aus der Literatur und vielleicht auch noch aus dem einen oder anderen Forschungsprojekt.

Was jedoch bringt eine differenzierte Betrachtung von Risiken, Ambiguitäten, Unsicherheiten und Unkenntnissen?

Nun, es erscheint naheliegend zum Umgang mit Risiken, Ambiguitäten, Ungewissheiten und Unkenntnissen unterschiedliche Strategien, Beteiligungsformen sowie Instrumente zu entwickeln. Diese Idee ist zugegebenermaßen weder neu noch sonderlich originell. Und danke: Wieder 50 Cent für das Phrasen-Schwein.

Das wohl prominenteste Beispiel für einen solch differenzierten Zugang bildet das “Risk Governance Framework” des International Risk Governance Councils. Dieses Framework basiert auf einem vierteiligen “Risk Management Escalator” zum Umgang mit unterschiedlich klar benennbaren Wahrscheinlichkeiten und Konsequenzen von Ereignissen bzw. Prozessen.

Das Aufgreifen solcher Ansätze, um Managementstrategien für unterschiedliche Kategorien ungewisser Entscheidungssituationen (weiter) zu entwickeln, wäre sicherlich lohnend. Nicht nur akademisch, sondern auch praktisch, um so Unsicherheiten im Planungsalltag offen zu thematisieren und dadurch raumplanerische Steuerungsillusionen sowie daraus folgende Vertrauensverluste zu vermeiden.

Wie ein solches Aufgreifen praktisch aussehen könnte, muss ich an dieser Stelle einmal offen lassen. Mehr aus dieser Delphi-Befragung wird es in einem (hoffentlich) bald erscheinenden Paper geben.

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